Alte Backform aus Gusseisen reinigen, entrosten und neu einbrennen – So wirds gemacht!
Auf Floh- und Antikmärkten werden häufig alte Töpfe, Pfannen und Backformen aus Gusseisen angeboten, die sich in einem schlechten Zustand befinden. Sie sind oft verrostet und von harten schwarzen Fettkrusten überzogen. Die Profis wissen: Hier können sie echte Schnäppchen machen, denn die Preise sind meistens sehr günstig und mit dem nötigen Know-how ist die Restauration von gusseisernem Koch- und Backgeschirr ein Kinderspiel. Ich möchte euch hier zeigen wie das schnell, einfach und kostengünstig funktioniert:
Alte Backform aufarbeiten – Eingebranntes Fett und Rost von Gusseisen entfernen
Mein Versuchsobjekt ist diese antike Backform aus Gusseisen. Sie ist über hundert Jahre alt und wie man sieht, hat sie ihre besten Zeiten schon lange hinter sich. Die ganze Oberfläche ist mit altem eingebrannten Fett und Rost überzogen. Auf der Innenseite haben sich die Fettkrusten von Jahrzehnten abgesetzt und eine dicke steinharte Schicht gebildet. Nur der Rost hat das Fett stellenweise abgesprengt und das Gusseisen regelrecht angefressen. Schwer vorstellbar, dass man diese Backform wieder zum Kuchen backen verwenden kann? Nun, die meisten Leute würden das gute Stück wohl dem Schrotthändler mitgeben, aber das wäre zu schade. Ich werde euch hier zeigen, wie ich so ein gammeliges Stück Altmetall wieder in eine sehr dekorative und voll funktionstüchtige Kuchenform verwandle. Wie das funktioniert könnt ihr in meinem Video sehen:
Video-Anleitung: Backform aus Gusseisen reinigen, entrosten und neu einbrennen
Anleitung: Eingebranntes Fett von alter Backform entfernen
Zur Entfernung von altem eingebrannten Fett verwende ich Natronlauge. Die könnt ihr ganz einfach selbst herstellen aus einer Mischung von Natriumhydroxid und Wasser.
Natriumhydroxid könnt ihr hier in verschiedenen Packungsgrößen günstig bestellen.
1. Einen Eimer bis zur Höhe der Backform mit kaltem Wasser füllen und das Natriumhydroxid hinzugeben. Ich habe im Anleitungsvideo 8 Liter Wasser mit 2 Kilo Natriumhydroxid vermischt und so eine starke Natronlauge hergestellt.
2. Die Mischung umrühren bis sich die Natriumhydroxid-Perlen im Wasser aufgelöst haben
3. Die Backform mit der Öffnung nach oben in der Laugenbad geben, sie muss vollständig von der Lauge bedeckt sein
4. Die Backform nach einen Tag aus dem Laugenbad nehmen und in einem Eimer mit sauberem Wasser reinigen. Sollten noch Fettreste auf dem Gusseisen kleben, geht die Form zurück ins Laugenbad, bis diese sich auch gelöst haben.
5. Wenn sich das gesamte Fett abgelöst hat, wird die Backform unter fließendem Wasser gründlich abgespült. Ein Hochdruckreiniger ist hierfür ideal.
6. Nach der Reinigung ist die Backform fertig für die Rostentfernung!
Natronlauge – Das Wundermittel gegen eingebranntes Fett
Natronlauge ist ein echtes Wundermittel gegen eingebranntes Fett. Es spielt wirklich keine Rolle, wie hart und fest das Fett eingebrannt ist oder wie dick die Fettkrusten auf dem Gusseisen sitzen, mit Natronlauge bekomme ich immer alles weg. Die Lauge ist sehr aggressiv und wirkt sehr viel stärker und schneller als normaler Backofenreiniger. Häufig braucht es nur ein paar Stunden im Natronlauge-Tauchbad, um dicke und Jahrzehnte alte Fettschichten komplett zu entfernen. Zur Reinigung von alten Backformen aus Gusseisen gibt es einfach kein besseres Mittel als Natronlauge.
WICHTIG: Worauf ist bei der Fettlösung mit Natronlauge achten?
Natronlauge wirkt stark ätzend! Bei der Arbeit mit der Chemikalie müsst ihr unbedingt laugenfeste Schutzhandschuhe und eine Schutzbrille tragen. Ein Spritzer ins Auge oder auf die Haut kann bleibende Schäden verursachen, also achtet bitte auf euren Schutz!
Bei der Vermischung von Wasser und Natriumhydroxid entsteht Wärme. Die Lauge kann sogar kurzzeitig anfangen zu kochen! Auf jeden Fall werden bei der Vermischung ätzende Dämpfe frei, die nicht in die Atemwege gelangen dürfen. Deshalb solltet ihr bei der Herstellung von Natronlauge immer eine Schutzmaske tragen und die Arbeit nur im Freien oder in gut belüfteten Räumen durchführen. Die Lauge außer Reichweite von Kindern und Haustieren lagern.
Rost auf Gusseisen mit Essig entfernen
Den Rost auf meiner gusseisernen Backform entferne ich mit 60%iger Essigsäure von Amazon. Sie wird auf dem Marktplatz in verschiedenen Packungsgrößen angeboten. Essigsäure ist nach meiner Erfahrung eine einfache, günstige und sehr wirksame Alternative zu teuren Rostlösern aus dem Fachhandel. Die Essigsäure frisst den Rost förmlich auf und bringt das blanke Metall wieder zum Vorschein. Ich habe damit dutzende Backformen entrostet und kann dieses Mittel wirklich nur empfehlen.
Zur Entrostung setze ich ein Tauchbad aus 8 Litern kaltem Leitungswasser und 2 Litern 60%iger Essigsäure an. Dadurch entsteht eine 12%ige Essigsäurelösung. Sie ist erfahrungsgemäß stark genug, um den Rost vom Gusseisen zu lösen. Ihr könnt auch mit einer höheren Konzentration arbeiten, dann geht die Entrostung noch schneller von Statten. Ich gebe die Backform ins Tauchbad und schaue zwei Mal täglich nach, ob sich der Rost bereits aufgelöst hat. Sobald kein Rost mehr erkennbar ist, nehme ich die Backform aus der Essigsäure-Lösung und bürste sie mit einem Handbesen oder einem harten Schwamm gründlich ab. Tipp: Für das Abspülen ist ein Hochdruckreiniger ideal!
Meine Backform lag insgesamt zwei Tage im Essigsäure-Bad, dann war der Rost verschwunden.
WICHTIG: Worauf ist beim Entrosten mit Essig zu achten?
Hochkonzentrierte Essigsäure (60%) wirkt stark ätzend. Bei der Arbeit mit der Säure müsst ihr unbedingt Schutzhandschuhe, eine Schutzbrille und eine Schutzmaske tragen. Ein Spritzer ins Auge kann bleibende Schäden verursachen, also achtet bitte auf euren Schutz! Die Dämpfe der Essigsäure wirken ätzend auf die Schleimhäute der Atemwege. Deshalb immer eine Schutzmaske tragen und die Arbeit nur im Freien oder in gut belüfteten Räumen durchführen.
„Gib nie Wasser in die Säure, sonst geschieht das Ungeheure!“ Ein alter Spruch aus dem Chemie-Unterricht der auch für die Essigsäure gilt. Bitte immer erst das Wasser in den Behälter für das Tauchbad füllen und dann die Säure.
Bei der chemischen Reaktion der Essigsäure mit dem Rost entstehen explosive Gase, die als kleine Bläschen aus dem Tauchbad an die Oberfläche steigen. Deshalb das Tauchbad nur im Freien oder in gut belüfteten Räumen aufstellen und von Zündquellen fernhalten.
Die Backform sofort aus dem Tauchbad nehmen, wenn keine Rostauflagerungen mehr sichtbar sind. Die Essigsäure löst nämlich nicht nur den Rost auf sondern nagt auch das Gusseisen an. Die Metalloberfläche fühlt sich nach der Entrostung so rau an wie eine Nagelfeile, wird aber durch das spätere Einbrennen mit Öl wieder geglättet.
Zurück ins Laugenbad! Essigsäure neutralisieren, erneute Rostbildung vermeiden
Nach der Rostentfernung mit Essigsäure ist die Metalloberfläche angegriffen und extrem rostanfällig. Die verblieben Säurereste müssen jetzt mit einer Lauge neutralisiert werden, sonst würde sich bereits Flugrost bilden, bevor die Backform ganz abgetrocknet ist. Deshalb gebe ich sie für einige Stunden zurück in das Bad mit der Natronlauge. Anschließend reinige ich sie wieder gründlich mit einem Schwamm und Wasser und lasse alles komplett abtrocknen. Wenn ihr keine Natronlauge zur Verfügung habt, könnt ihr die Säure auch mit Waschmittellauge neutralisieren. Dazu einfach zwei Esslöffel Waschpulver in einem Glas Wasser auflösen.
Warum muss Gusseisen nach der Reinigung neu eingebrannt werden?
Nach der Reinigung und Entrostung wird die gusseiserne Backform neu eingebrannt.
Was bedeutet „neu einbrennen“? Ganz einfach, die rohe Metalloberfläche bekommt eine neue Beschichtung aus eingebranntem Fett. Sie schützt das Gusseisen vor Rost und wirkt wie eine natürliche Antihaftbeschichtung. Ohne diese Versiegelung würde der Kuchen auf der rauen Metalloberfläche ankleben und nicht aus der Backform fallen. Darüber hinaus bekommt das Gusseisen durch das Einbrennen seine charakteristische schwarze Farbe.
Anleitung: Gusseisen neu einbrennen
Im Netz kursieren verschiedene Anleitungen zum Neu-Einbrennen von Koch- und Backgeschirr aus Gusseisen. Manchen schwören auf ein bestimmtes Pflanzenöl, andere auf Schweineschmalz oder eine Mischung aus Öl und Kartoffelschalen. Ich verwende einfaches Sonnenblumenöl aus den Supermarkt und habe damit durchweg gute Erfahrungen gemacht.
Und so wird’s gemacht:
Die trockene und saubere Backform mit reichlich Sonnenblumenöl einschmieren. Die gesamten Oberfläche muss mit dem Öl bedeckt sein, sonst entsteht keine flächendeckende Beschichtung. Bitte auf der Innenfläche besonders gründlich vorgehen, hier darf keine Stelle und keine Vertiefung frei bleiben, sonst kann der Kuchen später ankleben.
Nach dem Einschmieren die Backform mit der Öffnung nach unten auf eine saugfähige Unterlage stellen und mehrere Stunden abtropfen lassen.
Das überschüssige Öl sammelt sich häufig auf dem Unterboden und an den Rändern der Backform und muss vor dem Einbrennen im Backofen mit einem Taschentuch abgetupft werden, siehe Video. Ansonsten würde das Öl an diesen Stellen nicht fest einbrennen sondern klebrig bleiben und keine Schutzschicht bilden.
Die Backform auf einen Grillrost in den Backofen geben und so lange bei maximaler Temperatur und Ober und Unterhitze backen, bis sich kein Rauch mehr entwickelt.
Wichtig: Beim Einbrennen entsteht sehr viel stinkender, beißender und leicht entzündlicher Rauch, der eure Küche verpesten kann. Ihr müsst unbedingt das Fenster öffnen und die Dunstabzugshaube auf voller Leistung laufen lassen. Alle 10 Minuten den Backofen öffnen und den entzündlichen Rauch abziehen lassen, sonst kann er sich im Backofen zu stark konzentrieren und schlagartig entzünden.
Tipp: Ihr könnt die Backform auch auf einem Grill im Freien einbrennen, dann habt ihr keine Probleme mit dem stinkenden und beißenden Rauch. Auch hier gilt: So lange erhitzen, bis kein Rauch mehr aufsteigt und sich eine feste schwarze Schicht aus eingebranntem Fett auf dem Gusseisen gebildet hat.
Bei meiner alten Backform war das Einbrennen nach einer Stunden im Backofen abgeschlossen. Das erste Einbrennen bildet nur eine Art Grundierung. Für eine wirklich deckende Beschichtung, muss das Verfahre noch mindestens ein weiteres Mal wiederholt werden. Auf der Innenseite sind drei Lagen eingebranntes Fett noch besser, um die raue Oberfläche zu glätten und die gewünschte Antihaftwirkung herzustellen.
Bärbel Wagner
17. Februar 2021 @ 4:15
Guten Tag,
zu dem Einbrennen hätte ich eine Frage. Da ich einen Herd mit Pyrolyse haben, ist er in der Lage, normal bis 300 ° C zu backen (normale ja nur bis 250 °C). Die Pyrolyse selbst bringt es auf 500 °C.
Sie schreiben, dass die Form auf maximaler Hitze behandelt werden muss. Was wäre dies in meinem Fall, bzw. wie hoch darf die maximale Temperatur sein?
Mit freundlichen Grüßen,
Bärbel Wagner
admin
7. Mai 2021 @ 20:35
Ich habe meine Backformen bei einer Temperatur von 250 Grad eingebrannt und das hat sehr gut funktioniert. Mit dieser Temperatur können sie nichts falsch machen.
Michael
5. Mai 2021 @ 19:54
Was für eine tolle Beschreibung! Ich habe meine uralte Form nach dieser Anleitung restauriert – und sie ist grandios schön geworden! Und funktioniert wieder einwandfrei! Danke!
admin
7. Mai 2021 @ 20:34
Vielen Dank für das Feedback. Das freut mich wirklich!
Mari
25. April 2022 @ 20:55
Tolle Anleitung, werde ich ausprobieren 😃👍
Michael
7. Januar 2024 @ 12:10
Update meines Feedbacks aus 2021:
Für alle, die noch überlegen, ob sie nach dieser Anleitung vorgehen sollen: Die Antwort ist eindeutig “JA”!
Ich habe inzwischen 6 alte Formen restauriert, die alle wieder für das Backen genutzt werden können. Einige habe ich in der Familie verschenkt. Ein individuelles, besonderes Präsent, das stets gut ankam.
Herzlichen Dank nochmals!